Virtueller Gang in die Vergangenheit
Die neue, permanente Ausstellung von Einfach Zürich taucht mittels modernster Technologie tief in die Zürcher Geschichte ein.
Die neue, permanente Ausstellung von Einfach Zürich taucht mittels modernster Technologie tief in die Zürcher Geschichte ein.
Die neue, permanente Ausstellung Einfach Zürich erzählt Geschichten aus Zürichs Vergangenheit, unter anderem auch, wie der Leu als Zürcher Wappentier ins Stadtbild von Zürich gekommen ist.
Der Tages Anzeiger schreibt über unsere neue Ausstellung im Landesmuseum und ist sichtlich angetan. Hier lang geht's zum Artikel – viel Spass beim lesen.
Und auch die NZZ ist
Auf knappen 300 Quadratmetern eine Stadt ausstellen, die von sich sagt, sie sei die wichtigste im Land: Das braucht ein starkes Konzept. «Einfach Zürich» im Landesmuseum hat es.
Einmal im Monat bietet das Landesmuseum abends Führungen der besonderen Art an. Dabei ist zu erfahren, was Komiker Beat Schlatter mit dem Zürcher Mineralwasser Aqui zu tun hat.
Vor 150 Jahren gründete Carl Anton Ludwig von Orelli den Wildnispark Sihlwald. Aus dem Soldaten und Lebemann wurde ein Einsiedler und Vegetarier, der Mensch und Tier zusammenbringen wollte.
So einfach ist das eben doch nicht mit Zürich. So heisst nur der Slogan («Einfach Zürich») der permanenten Ausstellung im Landesmuseum. Vielmehr gelingt es diesem «Zürcher Schaufenster» hinter die Fassade dieser wohl eher properen (oder ist das die gestörte Selbstwahrnehmung einer Stadtzürcherin?) Wirtschaftsmetropole zu blicken. Das beginnt schon beim Einstieg.
Der wildbewegte, performative Spaziergang mit der Zürcher Cie zeitSprung vom Tanzhaus am Letten ins Landesmuseum und zurück knüpft an eine lange Tradition an: Der rund 1,5 km lange Weg war nämlich auch in der Vergangenheit von wildbewegten Ereignissen und Veränderungen geprägt.
Wild wären sie wohl noch heute: die Halbstarken aus den späten 50er und frühen 60er Jahren. Doch damals trafen sie auf eine völlig unvorbereitete (Erwachsenen)welt.
Das Kunst-Trio gestaltet grossformatige Skulpturen für den öffentlichen Raum. Fünf Zürcher Werke.
In den Gewächshäusern der Stadtgärtnerei werden Pflänzchen herangezogen. Es könnte Salat sein oder Kohl oder etwas gänzlich Ungeniessbares, das fällt nicht in meinen Fachbereich. Auf jeden Fall wächst das junge Grün in wohlgeordneten Reihen heran, jedem Spross ist ein genau bemessenes Fleckchen Erde in diesem Indoor-Acker zuerkannt. Eine spannende Kulisse für dieses Podiumsgespräch, in dem mit Franz Hohler über die ungezähmte Natur gesprochen wird und über die Rückkehr des Wilden in eine Stadt, die die Ordnung liebt.
Mehr als nur ein paar Männer waren jeweils an der ursprünglichen Fasnacht beteiligt: an den paar wilden Tagen nach dem Winter erfreuten sich alle Zürcherinnen und Zürcher. Bis zur Zeit der Reformation 1522 war sie eine entfesselte Zeit in Zürich. Es ging teilweise sehr grob zu: die Nonnen des Oetenbachklosters beklagten sich mehrfach, dass junge Zünfter während der Fasnacht in ihr Heim eindrangen, sie beleidigten und schlugen und schliesslich Scherbenhaufen hinterliessen. Dachteile des Dominikanerinnenklosters wurden abgedeckt, Türen aus den Angeln gehoben und in die Limmat geworfen. Der Rat musste einschreiten, um die Nonnen zu schützen. Es tobten im ganzen Stadtgebiet Horden von Ausgelassenen durch die Gassen, genossen für einmal die Freiheit vom trüben und engen Alltag. Verkleidet mit Masken und Kleidern waren gesellschaftliche – und manchmal sittliche – Gebräuche für ein paar Tage ausser kraft gesetzt. Man sagte, dass sogar eine Äbtissin des Fraumünsters gerne als Mann verkleidet an dem bunten Treiben teilgenommen habe. Das Vermummen mit seinen Auswirkungen wurde der Obrigkeit oft zu viel: sie war schliesslich auch häufig Ziel von Schmähungen und Beleidigungen. So erliess sie Mandate gegen das wilde Treiben, um die Bewohnerinnen und Bewohner zu zähmen. Aber erst die Reformation mit ihren absoluten Verboten schaffte es, die Zürcher Fasnachtsbräuche schliesslich zum Verstummen zu bringen und so die Tradition ganz abzuschaffen.Ganz andere «Wilde» wurden in Zürich im 19. und 20. Jh. in sogenannten Völkerschauen präsentiert. An verschiedenen Orten der Stadt und den umliegenden Gemeinden wurden Menschen von weit entfernten Kontinenten vorgeführt. Sie sollten den Zürcherinnen und Zürchern ihre exotische Welt zeigen – allerdings machten dies die meisten nicht freiwillig, sondern waren verschleppt worden. Sie können heute als Beispiel des ganz normalen Rassismus jener Zeit gelten, als mentaler Teil des noch immer vorhandenen Kolonialismus. Ein dunkles Kapitel der Unterhaltungsgeschichte der Stadt. Eine umwälzend wilde Zeit war dann auch wieder jene vor gut 50 Jahren, als sich eine ganze junge Generation radikal von der alten abwandte. Die 1968er stellte gar Gesetze, Vorstellungen und Lebensarten der Arrivierten in Frage. Zürich war damals eine schon fast traditionell sozialdemokratisch regierte Stadt. Alten Zöpfen begegnete die Nachkriegsgeneration aber dennoch überall; die Roten waren keineswegs immer für Neues aufgeschlossen. Aber die Jungen mochten nicht mehr nach altväterlicher Sitte und strengen Vorschriften leben. Dazu gehörte, dass das Zusammenleben Unverheirateter verboten war und Listen von Homosexuellen geführt wurden. Hier wie im Rest der Schweiz wurden Ausreisser und Unangepasste in Heime und Anstalten gesteckt. Aber die Junge Generation befreite sich von den strikten Vorstellungen. Sie forderte Dialog statt Befehl, wollte neue Formen des Zusammenlebens im Privaten ausprobieren, aber auch ein weniger strenges und hierarchisches in der Öffentlichkeit. Alles stellten sie in Frage und verunsicherten damit die ältere Generation.So konnte dies alles nicht ohne grösseren Zusammenstösse vonstatten gehen! Der Konflikt erreichte einen Höhepunkt im heissen Sommer 1968, als ein regelrechter Kampf ums sogenannte «Globus-Provisorium» entbrannte. Die Jungen besetzten das leerstehende Gebäude und forderten endlich ein Jugendhaus. Ihnen war schon lange ein öffentlicher Ort versprochen worden, wo sie sich ungezwungen treffen konnten. Aber mit der Besetzung des Gebäudes sah die etablierte Garde gar den Staat in Gefahr und handelte nach dem Motto: «Wehret den Anfängen!» Ein Wochenende mit zahlreichen Demonstrationen, Einsätzen von Schlagstöcken und Wasserwerfern folgte. Die Stimmung schlug in Verzweiflung und Wut um. Zurück blieben zahlreiche Verletzte, Gerüchte um Tote und überforderte Polizisten und ein vergiftetes Klima. Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme an der Führung «Ein Blick hinter Zürichs glänzende Fassaden» im Rahmen von «Wildes Zürich», an der diese und weitere Themen zur Sprache kommen.
Unter der Moderation von Helena Nyberg diskutieren Mareile Flitsch vom Völkerkundemuseum, Runa Löb vom NONAM und Willi Wottreng, der aus seinem Buch Deskaheh – Ein Irokese am Genfersee (2018) liest. Aus dem Buch der kürzlich verstorbenen Rea Brändle las Laura Huonker. Im Jahr 1832 sitzt der junge Charles Darwin an einem Strand auf Feuerland, will überall lieber sein als auf dieser Insel am Ende der Welt, und lässt seinen Frust an den Feuerländer*innen aus. Diese seien, so schreibt er in sein Notizbuch, hässlich und ausgesprochen dumm, die Geräusche, die sie von sich gäben, würden den Namen «Sprache» gar nicht verdienen, und Kannibalen seien sie auch. Die Schweizer Zeitungen nahmen Darwins Schilderungen nur allzu begierig auf und berichteten in verächtlichem Ton über die Menschen, die 1880 von Feuerland nach Zürich kamen. Dort wurden die «Wilden» in sogenannten Völkerschauen dem faszinierten Publikum vorgeführt. Auf der Bühne sollten sie ein «authentisches» Dorfleben inszenieren; Waffen herstellen, Tänze aufführen, dem Publikum ihre Andersartigkeit eindrücklich präsentieren. Die kürzlich verstorbene Journalistin Rea Brändle rollt diese Ereignisse in ihrem Buch Wildfremd, hautnah. Völkerschauen und ihre Schauplätze, 1835 bis 1964 (2013) auf und beleuchtet kritisch die Rolle der Schweiz im Kontext dieser Völkerschauen, welche auch hierzulande auf immenses Interesse stiessen. Man wollte Exotik sehen, das Ursprüngliche, das Wilde. Oft wurde dabei nicht authentische Kultur gezeigt, sondern was die Europäer*innen glaubten, was indigene Kulturen ausmacht – und diese Vorstellungen beschränkten sich oft darauf, die «Indianer» und ihre Kultur seien den Europäern unterlegen. Gleichzeitig stiessen die Menschen, die im Rahmen solcher «Völkerschauen» in die Schweiz kamen, aber auch auf grosse Bewunderung in der Bevölkerung. Der Zirkus Knie etwa stürzte das Land in ein wahres Wildwest- und Indianer-Fieber, als er 1931 «Indianer» als Attraktion auftreten liess. Doch auch dieses idealisierte Bild der «Indianer», welches durch Autoren wie Karl May und seinen Helden Winnetou Eingang in die Populärkultur fand, ist problematisch. Mareile Flitsch vom Völkerkundemuseum gibt zu bedenken, wie schnell Bewunderung in Verklärung und Bevormundung umschlägt, wenn man Indigene zu «edlen Wilden» stilisiert und ihnen eine spirituelle Naturverbundenheit, dafür aber keinen kulturellen Fortschritt zuerkennt oder sie als besonders schützenswerte Kulturen sieht, ohne ihnen zuzugestehen, dass sie ihre Anliegen selber durchsetzen können.Gegen diese vielschichtig stereotypen Bilder, welche sich Europa von seiner Kultur gemacht hat, musste sich auch Levi General, besser unter seinem Titel «Deskaheh» bekannt, durchsetzen. Er reiste als Vertreter eines Bundes von sechs Irokesen-Nationen nach Europa, um für ihre Anerkennung als unabhängige Nation zu kämpfen. Er hielt in der gesamten Schweiz zahlreiche Vorträge und Reden, vor dem Völkerbund durfte er jedoch seine Anliegen nie vorbringen. Willi Wottreng hat Deskahehs Geschichte und vor allem seine Zeit in der Schweiz aufgearbeitet und zeichnet in seinem Buch das Bild eines Mannes, der sich unermüdlich für die Anerkennung und Gleichstellung seiner Kultur in den Augen der Europäer bemüht hat.Willi Wottreng hebt immer wieder hervor, dass es genauso ein Klischee sei, dass Indigene im Kontakt mit den Europäern immer nur Opfer waren. Er erinnert daran, dass einige von ihnen davon lebten, diese Klischees in Völkerschauen zu performen. So vermarkteten sie erfolgreich Produkte, welche die Europäer*innen als «typisch indianisch» wahrnahmen, und befriedigten besonders in der DDR das Bedürfnis der Menschen nach Spiritualität, wie Mareile Flitsch hinzufügt. «Die Verhältnisse sind komplexer als ein einfaches Opfer-Täter-Schema. Wir müssen das anerkennen und die Indigenen als Akteur*innen in ihrer eigenen Geschichte wahrnehmen», fordert Wottreng, der beschreibt, wie auch Deskaheh geschickt mit Stereotypen spielte, um seine Interessen durchzusetzen. Deskaheh trug zu seinen Auftritten in Europa beispielsweise einen Federschmuck, wie er für seine Kultur überhaupt nicht traditionell ist, weil er wusste, dass er in diesem Aufzug mehr Aufmerksamkeit erregen konnte. Stereotypen sind ohne Frage schädlich für die, welche von ihnen betroffen sind – sie können aber, richtig eingesetzt, auch ein Werkzeug sein. Auf diesem Grat wandelt auch das NONAM etwa mit seiner Dauerausstellung, die traditionelle Kleidung und Alltagsgegenstände aus verschiedenen indigenen Kulturen zeigt. «Natürlich zeigen wir auch zeitgenössische indigene Kunst», sagt Runa Löb. «Aber die Besucher*innen kommen oft auch wegen des Exotischen zu uns ins Museum. Das gibt uns wiederum auch die Möglichkeit, diese Stereotypen aufzugreifen, mit ihnen zu arbeiten und sie schliesslich aufzubrechen.» Teil dieses Prozesses ist es, dass die Besucher*innen des NONAM ihre eigenen Stereotypen als solche erkennen und sich fragen sollen, wie diese entstanden sind. Diese Erkenntnis erlaubt nicht zuletzt einen entlarvenden Blick auf die eigene Kultur. «Wir erfahren viel mehr über die Menschen, die Völkerschauen inszeniert haben, als über die, welche in ihnen ausgestellt wurden», sagt Runa Löb. Bild: Sogenannte Indianer – leider ist die genaue Herkunft unbekannt – am Flughafen Kloten. 11.03.1958 Beat Jost © StAAG/RBA1-1-25255_1
In Winterthur-Grüze steht die einzige Nagelfabrik in der Schweiz, die noch Nägel produziert. Noch vorhanden sind fünf Maschinen aus der Gründungszeit: Wenn die historischen Ungetüme hämmern und dröhnen, werden Erinnerungen an vergangene Zeiten wach. Am 25. Januar wird die Nagli erstmals musikalisch bespielt.
Willst du immer weiter schweifen? Sieh, das Gute liegt so nah. Lerne nur das Glück ergreifen. Denn das Glück ist immer da.
Die Höhen im oberen Tösstal (Pirg) ragen mit ihrer kleingekammerten Modellierung aus dem Mittelland heraus. Namen wie Schnebelhorn, Hüttkopf, Tössstock, Paschlisgipfel, Hohenegg, Schauenberg… sind bezeichnend für diese Region. Je höher die Berge, umso tiefer und enger sind die zwischen ihnen eingeschlitzten Tobel. Urwaldhafte Wälder sind in sie eingeklemmt.
Undeniably a figure of world history – that is how the mayor of Zurich, Emil Klöti, justified the inscription on the house front at Spiegelgasse 14 in 1928. The Russian revolutionary Vladimir Ilyich Ulyanov (1870–1924) and his wife Nadezhda Krupskaya (1869–1939) lived there as lodgers for a little over a year before leaving Zurich for Russia on 9 April 1917.
Der Oscar: Symbol für Triumph, Glück und Anerkennung? Nicht immer. Im Fall von «The Search» der Zürcher Firma Praesens-Film stand hinter der Auszeichnung eher Frust und Schmerz. Einem ihrer Empfänger vermasselte sie sogar das halbe Leben.